Geschichte des Schlosses ...



14. Jahrhundert

Der Ortsname Skoryn (später Schorin) wird 1313 in der Aufzählung von Mitgliedern einer Spandauer Bruderschaft, des sogenannten "Kalands auf der Heide", zum ersten Mal erwähnt. Seitdem ist die Besitzfolge des Guts- und Herrensitzes von Schorin lückenlos belegt.

Neben dem Gut des Zabel von Schorin gab es seit 1375 einen zweiten Gutshof von Hans Bamme.

16. Jahrhundert

Der Besitz des Zabel von Schorin ging über Claus Brösicke und die Gebrüder Hellenbrecht im Jahre 1533 an Georg von Wartenberg, während der Bamm'sche Hof 1537 an die Familie von Falke verkauft wurde.

17. Jahrhundert

Im Jahre 1660 erwarb Moritz Andreas von Wartenberg den Besitz der Brüder Erich und Caspar von Falke und vereinigte damit beide Höfe zu einem Rittergut. Eines der Gutshäuser wurde zum Herrenhaus ausgebaut, während im zweiten Gebäude später die Gutsverwaltung untergebracht war. Das Herrenhaus bestand aus einem unteren Vollgeschoß und dem oberen Halb- bzw. Kniestock. Wolfgang Georg von Wartenberg war von 1688 bis 1704 der letzte Besitzer dieser Familie.

18. Jahrhundert

Nachdem Wartenberg 1704 ohne Nachkommen gestorben war, wurde Marquard Ludwig von Printzen neuer Lehnsherr und Gutsbesitzer, sowie (Vor-) Namensgeber des Ortes. Wegen seiner vielseitigen Staatsgeschäfte hielt sich von Printzen aber kaum in seinem Herrenhaus auf. Bauliche Veränderungen am Gutshaus fanden in dieser Zeit offenbar nicht statt, denn bereits nach vier Jahren verkaufte von Printzen das Anwesen mit Verlust und ging nach Carow (heute Karow) bei Genthin, wo er seinen Familiensitz mit Schloß und Kirche mit Erbbegräbnis gründete.



Von 1708 bis 1781 folgte in drei Generationen die Familie von Wyckersloot vom Niederrhein, welche den Besitz wesentlich erweiterte und entsprechend königlicher Order von 1763 eine Seidenraupenzucht betrieb.
In der 3. Generation war das Gut so hoch verschuldet, daß Johann Arnold von Wyckersloot, der eine Frau von Ribbeck geheiratet hatte, 1781 den Gutsbesitz für 25000 Taler an Hofrat von Münchow mit Verlust verkaufen mußte. Dieser richtete das Haus neu ein, nur die Tapeten wurden belassen.

Für bereits 35000 Taler erwarb im Jahre 1789 der Hofmarschall von Dorville das Anwesen inklusive Inventar, verkaufte es aber nach dem großen Dorfbrand von 1791, welcher außer dem Wirtschaftshof, dem Herrenhaus und der Krugwirtschaft weitere fünf Hofstellen zerstörte, an den Baron von Doerenberg. Dieser baute das Herrenhaus wieder auf.

Der General und enge Vertraute des Königs Friedrich Wilhelm II., Hans Rudolph von Bischoffwerder, wurde mit der finanziellen Unterstützung des Königs 1795 neuer Besitzer von Marquardt.

19. Jahrhundert

Nach dem Tod Bischoffwerders im Jahre 1803 führte seine Witwe den Gutsbetrieb bis zur Volljährigkeit des Sohnes weiter. Dieser ließ den englischen Garten seines Vaters 1823 durch Peter Joseph Lenné neu gestalten.

Bischoffwerder junior starb im Jahre 1858 als letzter seines Namens, und seine Tochter Pauline erbte den Gutsbesitz, welchen ihr Mann Ferdinand von Damnitz 1860 für 63000 Taler an Paul Tholuck verkaufte. Damit kam Marquardt erstmals in bürgerliche Hände und wandelte sich von einem Ort der Poesie und Idylle in einen landwirtschaftlichen Nutzbetrieb.

Neuer Gutsbesitzer von Marquardt wurde 1870 Kommerzienrat Carl Meyer, Vertreter der Firma Krupp in Berlin. Dieser ließ das Schloß 1879/80 zu einem zweigeschoßigen symmetrischen Bau neu aufbauen.

1892 erwarb der Berliner Industrielle und Geheime Kommerzienrat Dr. h. c. Louis August Ravené das Gut und Schloss Marquardt. Der Eisenhandelsunternehmer bewohnte Schloss Marquardt mit seiner Frau, zwei Söhnen und drei Töchtern vor allem in den Sommermonaten.

Der Kernbau von 1879/80 wurde in einer ersten Umbaustufe aufgestockt und zu einer vielfältigen L-förmigen Anlage erweitert. Das Gebäude wurde nach Westen verlängert und ein Turm vorgesetzt, an der Nord-und Ostseite wurden Terrassen angebaut. Die Symmetrie des ursprünglichen Schlosses ging verloren, erhalten blieben noch historisierende Stilelemente der französischen Renaissance. Die Veränderungen im Inneren betrafen vor allem die Raumaufteilung im Erdgeschoß, den Ausbau des Mansardgeschoßes sowie zusätzlicher Treppenaufgänge.

20. Jahrhundert

1912/13 erfolgte eine grundlegende Umgestaltung des Schlosses, indem ein Flügel mit Saal und vorschwingenden Fassaden in neubarocken Formen im stumpfen Winkel nach Nordwesten angebaut wurde. Auch der Dachaufbau des bisherigen Schlosses und des Turmes wurde erhöht. Den Winkel zwischen Saal und Turm füllte nun eine geräumige Seeterrasse. Auch die kleine Terrasse vor dem alten Schlossflügel wurde durch eine weit ausladende, von Balustraden und Putten gerahmte Terrasse, mit einer geteilten Freitreppe ersetzt. Der Westflügel erhielt filigrane Stuckaturen im Neorokoko.
Ein neuer repräsentativer Mittelpunkt wurde mit dem getäfeltem und mit Schnitzwerk verziertem Foyer im alten Teil des Schlosses geschaffen. Der hohe Raum, mit einer gewölbten, kassettenartigen Stuckdecke und Tafelparkett, diente auch der Ausstellung von Gemälden aus der Berliner Gallerie Ravené. Das im Wesentlichen neu gestaltete Schloss ist bis heute so erhalten geblieben.

Als das bekannte Hotelunternehmen Kempinski das Schloss und den Park 1932 pachtete, machten sich einige bauliche Veränderungen erforderlich. Im Kellergeschoß wurden Vorats- und Wirtschaftsräume eingerichtet und der Speisesaal im Erdgeschoß zur Küche umgebaut. Die zehn Einzel- und vierzehn Doppelzimmer befanden sich im Obergeschoß, das Foyer diente als Empfangshalle. Außer dem großen Saal als Hauptrestaurant, wurden andere getäfelte Räme als Tee- und Weinstuben eingerichtet. Die große Seeterrasse wurde überdacht und verglast und somit zusätzliche Restaurantkapazität geschaffen.
Mit dem "Hotel Schloss Marquardt" war der Ort bald zu einem der beliebtesten Ausflugsziele, vor allem für anspruchsvolle Berliner geworden.

Als die Kempinski-Unternehmen 1937 "arisiert" wurden, ist Schloss Marquardt von "Aschinger" übernommen worden. Bereits zwei Jahre später wurden Schloss und Nebengebäude von der Heeresverwaltung als Reservelazarett beschlagnahmt.

Louis Ravené verkaufte das Schloss, den Park und den Gutshof im Jahre 1942 für 1,28 Millionen Reichsmark an die Aschinger AG Berlin.

Das Schloss nach 1945

Am 25. April 1945 wurde Marquardt von Soldaten der Roten Armee eingenommen und das Schloss besetzt. Das Lazarett wurde drei Tage später aufgelöst und der Aschinger-Besitz ging durch Enteignung an die Provinzialverwaltung Brandenburg. Im Schloss, den Nebengebäuden und auf dem Gutshof wurden Flüchtlingsfamilien aus Schlesien, Ostpreußen und anderen Gebieten östlich der Oder untergebracht.
In den folgenden Jahrzehnten hat man das Schlossgebäude in verschiedener Weise genutzt. Nach der kurzzeitigen Unterbringung einer Gehörlosenschule hatten die Gartenbauschule Oranienburg bis 1949 und eine Versuchsstation für Agrobiologie bis 1951 das Schloss bezogen. Danach wurde das Zentralforschungsinstitut für Obstbau und Obstzüchtung der "Deutschen Akademie für Landwirtschaftswissenschaften" in Marquardt angesiedelt. Im Schloss entstanden Arbeits- und Laborräume, sowie eine Fachbibliothek.
Von 1957 bis 1992 hatte das "Institut für Obstbau" der Humboldt-Universität zu Berlin seinen Sitz im Schloss. Eine ausgegliederte Abteilung Obstsortenkunde wurde der Zentralstelle für Sortenwesen Nossen als Versuchsstation Marquardt zugeordnet. Ab 1976 hatte die Zwischenbetriebliche Einrichtung (ZBE) Obstproduktion Satzkorn-Fahrland/Sitz Marquardt Teile des Schlosses genutzt. Sie war ab 1986 als LPG Obstproduktion Marquardt letzter Rechtsträger von Schloss und Gutshof.

Das Schloss nach 1989

Nach dem Erwerb der Grundstücke durch die Hotelgruppe "Esplanade", gründete diese 1993 die "Schloßhotel Marquardt GmbH Co.KG". Auf dem Gutshof war ein moderner Hotel-Neubau geplant. Nach dem Rückzug des Investors bestand im Zusammenhang mit dem Regierungsumzug nach Berlin vorübergehend eine Option der Bundesregierung auf das Schloss.
Seit 2000 ist die P12 Immobilien GmbH Eigentümer der Schloss- und Gutshofgrundstücke.





(Quelle: "Schlösser und Gärten der Mark - Marquardt" ISBN Nr. 978-3-98-12292-6-4)